Bücher des Sommers

Der Juli ist da und wir sind mitten im Sommer und in der Urlaubszeit. Sonne, Baden im Meer, Wandern in den Bergen oder einfach die Seele baumeln lassen. Das Fernweh lockt uns….. In Zeiten von Corona ist das alles nicht ganz so einfach und unbeschwert und vielleicht kann man auch gar nicht auf Reisen gehen oder die Urlaubspläne wurden aufgeschoben. Das schöne an Büchern ist, sie können uns zu jeder Zeit an die entferntesten Orte bringen. Hast du Lust auf eine Lesereise  bekommen, dann kommen hier drei Vorschläge…

 

Vom wilden Leben getragen

„Es gibt im Leben Momente, die Wendepunkte zu sein scheinen und das Leben verändern – kurze intuitive Augenblicke, in denen man erkennt, daß man zur Abwechslung einmal etwas richtig gemacht hat und glaubt, auf dem richtigen Weg zu sein. Ich beobachte, wie die fahle Dämmerung die Felsen mit Tageslicht erhellte und wußte: Dies war einer der Momente. Es war ein Augenblick des reinen, einfachen Vertrauens, und er dauerte etwa zehn Sekunden.“

Und es gibt Bücher, die etwas Leuchtendes in sich tragen und wenn man sie aufschlägt, überträgt sich diese Leuchtkraft auf einen selbst.
Der Roman Spuren von Robyn Davidson ist so ein Buch davon. Als ich es das erste Mal gelesen habe, war ich zufälligerweise selbst im Urlaub in Australien. Beim zweiten Mal Lesen im Sommerurlaub zu Hause, hat es mich wieder dorthin zurückgebracht.
Dieses Buch trägt einen weit hinaus in die Welt und gleichzeitig stärker zu sich selbst. Man beginnt zu träumen und eine Ahnung von dem Gefühl steigt in einem empor, jenem Gefühl, das Robyn Davidson vor vielen Jahren den Mut und die tollkühne Idee eingegeben hat, ihrer Vision zu folgen: Alleine als Frau,  in Begleitung von ihrem Hund und vier wilden Kamelen auf eigene Faust, die australische Wüste zu durchqueren.

Authentisch geschrieben, voll stiller Weisheit und aberwitzigen Momenten zwischen Aufgeben und Durchhalten, Ernüchterung und Staunen, Existenzangst und Selbstüberwindung, liest es sich einfach nur schön…

Zwischen smaragdgrünen Wellen und Aluminiumtisch

Italien, Italien …. und sofort entstehen vielerlei Bilder und Klischees in meinem Geiste.
Ein Italien, das viele romantische Seiten in sich birgt, vor allem wenn ich an das reiche Erbe einer Kunst- und  Kulturgeschichte vieler Jahrhunderte denke. Das Gefühl in den Städten wie Rom, Florenz und Neapel mit Geschichte und Tradition, auf ungewöhnlich intensive Weise in Berührung zu kommen. Aber auch das vertraute Chaos, der Lärm, die Abgase, und unfertige Hotellandschaften gehören zu diesem Bild.
Der Bildband Legendäre Reisen in Italien präsentiert sich bunt und lebendig mit unterschiedlichen fotografischen Blickwinkeln auf Natur und Urbanität des Landes. Und immer wieder Menschen, Berühmtheiten aus vielen Jahrhunderten, die über ihr Italienerlebnis in Anekdoten schreiben.

„Das Meer von Genua musste man sich immer erst erobern, man mußte danach suchen, und dann blieb man den ganzen Tag lang dort(…)Was mich an dieser gewaltigen Masse am meisten bezauberte, war der ständige Wechsel von Farbe und Bewegung. Wenn wir morgens hinkamen, war das Wasser nackt und glatt, ohne Schatten bis auf den, den die grünen Hügel der Küste warfen. Zu einer bestimmten Stunde wurden dann in der durchscheinend leuchtenden Ferne die ersten Wellen sichtbar. Die Dünste des Morgens  lösten sich auf, und das schäumend bewegte Wasser nahm eine schöne smaragdgrüne Farbe an ( …)“  Fausta Cialente, 1976

„Ich saß an einem Aluminiumtisch auf  einem Aluminiumstuhl, leicht als sollte mich der Wind forttragen, ich war glücklich, ich rede mir es ein, ich war ja in Rom, in Rom, in Rom, ich saß in Rom draußen vor der Espressobar an der Ecke der Piazza della Rotonda und trank einen Schnaps. Auch der Schnaps war flüchtig, leicht, leichtmetallen, wie aus Aluminium gebraut, ein Grappa, und ich trank ihn, weil ich bei Hemingway gelesen hatte, man trinke ihn in Italien.“  Wolfgang Koeppen, 1954

Ein stacheliger Sommerkrimi

Die Nacht der Stachelschweine von Felicitas Mayall ist der erste Band und Fall einer Reihe von zehn Büchern und entführt uns in die warme Toskana, unweit von Siena.

Eine  Selbsterfahrungsgruppe deutscher Touristen hat sich in dem Kloster Montalcino auf der Suche nach Ruhe und Besinnung zurückgezogen. Doch die Dorfbewohner sind vorsichtig, irgendetwas scheint mit dieser Gruppe nicht zu stimmen. Als dann noch eine Teilnehmerin tot aufgefunden wird, ist das Misstrauen geweckt. Zusammen mit dem  italienisch-deutschen Kommissarenduo Angelo Guerrini und Laura Gottberg entspinnt sich ein obskurer Fall, der uns auf subtile Weise in einen Irrgarten der Gefühle lockt.

Und die Nacht der Stachelschweine kann beginnen.

 „Und manchmal hab ich sie gehört, die Stachelschweine. Sie schnaufen und quieken. Es klingt ein bisschen unheimlich. Mein Vater hat erzählt, dass sie wie Kinder weinen, wenn sie sich fürchten oder von Jägern verfolgt werden.“