Der Briefwechsel: Rilke und Lou Andreas-Salomé ist als seltenes Exemplar des Insel Verlags ins Antiquariat gekommen.
Eine persönliche Empfehlung von Fenja Pretzsch:
Lou Andreas-Salomé ( * 12.Februar 1861 in St. Petersburg; + 05. Februar 1937 in Göttingen) gehört zu den schillernden, charismatischen Frauenfiguren und Schriftstellerinnen um die Jahrhundertwende.
Für das Leben einiger männlicher Berühmtheiten wie Nietzsche, Rilke und Paul Rée muss ihr Einfluss schicksalhaft bis tragisch gewesen sein.
Noch dazu war sie eine Psychoanalytikerin der ersten Stunde und enge Vertraute Sigmund Freuds.
Der Briefwechsel zwischen Rilke und Lou gibt auf unmittelbare fast zärtliche Weise Einblick in das vielschichtige Bild einer tiefen Freundschaft und Liebesbeziehung.
„Nicht zwei Hälften suchten sich in uns: Die überraschte Ganzheit erkannte sich erschauernd an unfasslicher Ganzheit. So waren wir denn Geschwister – doch wie aus Vorzeiten, bevor Inzest zum Sakrileg geworden.“
Lou war für Rilke eine enge Vertraute, Geliebte, Muse, Therapeutin und so etwas wie eine Mutterfigur zugleich. Der Briefwechsel durchzieht einige der wichtigsten Phasen ihres Lebens und endet abrupt mit dem Tod von Rilke.
Von 1903 bis zu ihrem Tod lebte Lou immer wieder für kurze Zeit zusammen mit ihrem Mann Friedrich Carl Andreas in dem gemeinsamen Haus „Loufried“ in der Herzberger Landstraße in Göttingen. Im „Loufried“ eröffnete sie auch 1915 die erste psychoanalytische Praxis in der Stadt. Bekannt für ihre klare emanzipierte Haltung und einen ausschweifenden Lebensstil, vor allem im Umgang mit Männern, wurde sie von ihren Zeitgenossen auch „die Hexe vom Hainberg“ genannt.